Irmhild Boßdorf (AfD) wird 2024 bei den Europawahlen kandidieren. In ihrer Rede am Parteitag forderte sie „millionenfache Remigration”. Wir haben mit der fünffachen Mutter über ihre persönliche Motivation, die inhaltlichen Schwerpunkte ihrer Arbeit sowie die Gefährlichkeit der Transideologie gesprochen.
Bereits am vergangenen Wochenende tagte der AfD-Parteitag in Magdeburg. Irmhild Boßdorf (AfD) wurde dort auf Listenplatz neun gewählt. Wir haben mit ihr über ihre Kandidatur gesprochen.
Liebe Frau Boßdorf! Sie haben sich am vergangenen Wochen der Wahl am Parteitag gestellt und wurden mit drei Viertel der Delegiertenstimmen auf Listenplatz 9 für die kommenden Europawahlen gewählt. Die Chancen für einen Einzug ins EU-Parlament stehen damit gut – doch warum wollen Sie überhaupt nach Brüssel und Straßburg?
Irmhild Boßdorf: Die politische Agenda, die die EU verfolgt, muss in meinen Augen dringend eingedämmt und korrigiert werden. Transgenderideologie, Massenzuwanderung und die Vernichtung der heimischen Landwirtschaft unter dem Deckmantel des „Green Deal“ sind politische Themen, die uns von Brüssel vorgegeben werden. Wir sind als Alternative für Deutschland ein Korrektiv und müssen uns dagegen wehren. Der Beitritt zur ID-Partei, den wir am vergangenen Wochenende endlich beschlossen haben, verbindet uns noch mehr mit den europäischen Rechtsparteien. Als gebürtige Flämin bin ich seit Jahrzehnten gut nach Flandern und in die Niederlande vernetzt und möchte die Zusammenarbeit mit den dortigen Rechtsparteien weiter ausbauen.
Mit Ihrer Rede haben Sie nicht nur für stehenden Beifall im Saal, sondern auch für Schlagzeilen gesorgt. Der Grund: Sie haben sich klar gegen den Bevölkerungsaustausch, für „millionenfache Remigration“ und eine Politik für einheimische Familien positioniert. Warum lag der Fokus in Ihrer Rede gerade auf diesen Themen?
Für mich gehören beide Themen untrennbar zusammen. Wir können doch nicht wirklich meinen, dass durch millionenfache Zuwanderung aus afrikanischen und arabischen Staaten unser demographisches Problem gelöst werden kann. Während die „Flüchtlinge“ eine Rundumversorgung erhalten, wissen einheimische Familien oft gar nicht mehr, wie das Geld bis zum Monatsende reichen soll. Wir müssen uns endlich darauf besinnen, unsere Familien zu stärken und Bedingungen zu schaffen, damit sich junge Paare wieder für Kinder und Familiengründung entscheiden. Dazu gehört es auch, unsere Kinder unbehelligt von Trans-, Queer- und Klimaideologie groß werden zu lassen. Es ist ein Armutszeugnis zu sehen, wie wenig in den westeuropäischen Ländern für den Erhalt unserer eigenen Familien getan wird. Ungarn ist da eine sehr rühmliche Ausnahme.
„Millionenfache Remigration“ – einfacher gesagt als getan. Welche Maßnahmen bräuchte es aus Ihrer Sicht, um diese Forderung tatsächlich umzusetzen? Welche – juristischen, politischen und wirtschaftlichen – Hebel existieren dafür bereits, welche müsste man schaffen?
Wir brauchen wirksame Grenzkontrollen bei der Einreise nach Europa. Die europäische Grenzschutzagentur Frontex muss endlich unsere Außengrenzen schützen, statt sich selbst zur Schlepperorganisation zu machen. Abgelehnte Asylbewerber müssen konsequent abgeschoben werden, statt Duldungen auszusprechen. An vielen Stellen würde es schon reichen, die von unseren Regierungen geschaffenen Anreize für Masseneinwanderung abzuschaffen. Einige nordeuropäischen Länder stellen das gerade unter Beweis. In Deutschland, Belgien und den Niederlanden hingegen werden Sozialwohnungen mittlerweile vorrangig an „Flüchtlinge“ statt an die einheimische Bevölkerung vergeben. Das ist absolut inakzeptabel!
In Ihrer Rede haben Sie die Angriffe auf die Familie durch die Regenbogen- und Transideologie thematisiert. Manche wenden ein, dass es sich dabei um ein Nischen- und Randthema handelt – warum ist das aus Ihrer Sicht nicht der Fall?
Leider ist das längst kein Nischenthema mehr: Schon im Kindergarten werden unsere Kinder mit der Queer- und Transideologie konfrontiert. Die Existenz biologischer Geschlechter wird einfach geleugnet und der Beliebigkeit anheim gegeben. Es ist unfassbar, dass mittlerweile jeder zehnte Jugendliche glaubt, er sei im falschen Geschlecht geboren und dann sogar noch ermutigt wird, sich einer teuren „geschlechtsangleichenden Operation“ zu unterziehen, die lebenslange Medikamenten- und Hormoneinnahme erfordert. Mittlerweile verwischt sogar die Grenze zwischen Pädophilie und Transideologie – viele Eltern können gar nicht mehr erkennen, ob ihr Kind, wenn es aus dem Kindergarten berichtet, mißbraucht oder einfach nur ideologisch indoktriniert worden ist. Das ist unfassbar. Es ist unsere Aufgabe darzulegen, dass es sich bei der ganzen LGBTQIA+-Agenda um ein sehr gefährliches Menschenexperiment handelt, das sehr weitreichende Konsequenzen hat. Da geht es längst nicht nur um „Gendersprache“ – sondern um einen Angriff auf Kinderseelen und unsere Familien.
Sie selbst sind fünffache Mutter und haben Ihre Kinder auch als Motivation für Ihre langjährige politische Arbeit angeführt. Ist die Kinderlosigkeit vieler hochrangiger Politiker – als Beispiel könnte man etwa Angela Merkel nennen – aus Ihrer Sicht eine mögliche Erklärung für deren verantwortungsloses Handeln?
Naja, die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat selbst sieben Kinder und handelt auch verantwortungslos. Verantwortung hat also nicht unbedingt etwas mit eigenen Kindern zu tun. Meine eigenen Kinder haben mir jedoch immer wieder vor Augen geführt, warum ich mich für meine Heimat und deren Zukunft einsetze. Ich will, dass auch meine Enkel sicher und geborgen aufwachsen können. Für mich ist das die größte Motivation.
Mit der Wahl der ersten Listenplätze kündigt sich ein Generationen- und Paradigmenwechsel innerhalb der AfD an – dafür steht nicht zuletzt Maximilian Krah als Spitzenkandidat. Wie beurteilen Sie die bisherige Aufstellung für die Europawahlen?
Bislang bin ich sehr zufrieden mit der Listenwahl – die neue Delegation wird jünger, weiblicher und vor allem ideologisch standhafter. Ich bin sehr zuversichtlich, dass die bislang gewählten Kandidaten wirklich eine stabile Fraktion bilden können und die unerträglichen Streitigkeiten innerhalb der AfD-Fraktion im Europaparlament der letzten Jahre endlich der Vergangenheit angehören. Unsere Schwesterparteien im Europaparlament erwarten, dass wir AfDler endlich zusammenhalten – dazu werde ich meinen Beitrag leisten. Besonders freue ich mich, dass auch der Frauenanteil steigen wird. Ich bin überhaupt kein Anhänger einer Frauenquote, aber wenn wir Frauen ansprechen wollen, sind wir gut beraten, auch mehr weibliche Mandatsträger zu haben.
Abschließend: Wie lautet Ihre Botschaft an die Leser des Heimatkuriers? Welche Akzente können sie sich von einer Irmhild Boßdorf in Brüssel und Straßburg erwarten?
Ich halte es für zentral, dass politische Strukturen aufgebaut werden. Mit der finanziellen Ausstattung durch ein EU-Mandat kann das forciert werden. In Deutschland gibt es erst seit zehn Jahren eine ernstzunehmende Rechtspartei. Wir müssen politischen Nachwuchs fördern und schulen, wir müssen das politische Vorfeld unterstützen, wir müssen die Zusammenarbeit mit unseren Schwesterparteien intensivieren und die Erwartungen, die unsere Wähler an uns haben, auch erfüllen. Ich denke, es gibt auf allen Ebenen noch sehr viel zu tun. Inhaltlich würde ich mich gerne mit den Themen Remigration, Bevölkerungswandel und Queeragenda befassen – als Mutter vieler Kinder kann ich das besonders authentisch vertreten.
Liebe Frau Boßdorf, herzlichen Dank für das Gespräch!