Im vergangenen Jahr strömten insgesamt mehr als 275.000 Migranten aus Afrika nach Europa. Dieses Jahr verzeichnen neue Routen über den Atlantik und das östliche Mittelmeer hohe Zuwächse. Ein schlechtes Omen für den Sommer – ein neues Asyl-Rekordjahr könnte sich anbahnen.
Weit über eine Viertelmillion Migranten erreichten in den vergangenen zwölf Monaten von Afrika aus die Küsten Europas. Mehr als 753 Personen jeden Tag. Die Zahlen sind gegenwärtig zwar insgesamt rückläufig (12 Prozent niedriger als im Vorjahreszeitraum), doch verzeichnen neue Routen über den Atlantik und das östliche Mittelmeer hohe Zuwächse. Es könnte sich – nicht zuletzt durch die Entwicklungen im Niger – ein Rekordhoch im Sommer anbahnen.
Atlantikroute: 510 Prozent mehr Ankünfte
Die neue Route im Westen hat die kanarischen Inseln als Hauptanlaufstelle. Um 510 (!) Prozent mehr Ankünfte als im Vorjahreszeitraum wurden im ersten Quartal registriert. Laut Angaben des spanischen Innenministeriums wurden mehr als 16.000 Migranten im Land registriert. Im Frühjahr 2023 waren es gerade einmal knapp 2.000 Asylanten – die Zahl ist um das Achtfache gestiegen. Auf den Kanaren direkt wurden mehr als 13.000 Ersetzungsmigranten erfasst.
Im Osten: 109 Prozent mehr Migranten
Über das zentrale Mittelmeer gelangen immer weniger Asylanten nach Europa. Die Zahl der Aufgriffe von Illegalen sank hier um 59 Prozent. In der ersten Aprilwoche wurden insgesamt 13.000 Ankünfte in Italien registriert. Die Mittelmeerroute hat sich nach Osten verlagert. Hier stieg die Zahl der Ankünfte auf 109 Prozent mehr als im Vorjahr. Seit Anfang dieses Jahres landeten ca. 4.000 (!) Asylforderer auf Zypern. Im ersten Quartal 2023 waren es gerade einmal 78 Ankünfte. Die kleine griechische Insel Gavdos mit gerade einmal 150 Einwohnern wird regelrecht geflutet. Auch aus der Türkei kommen Migranten nach Europa – in Deutschland meist Kurden mit türkischem Pass.
Volle Bandbreite afroarabischer Ersetzungsmigranten
Über das östliche Mittelmeer gelangen vor allem Syrer, Afghanen und Ägypter nach Europa. Die häufigsten Herkunftsländer von Migranten, die im zentralen Mittelmeer aufgegriffen werden, sind Bangladesch, Syrien und Tunesien. Auf der Atlantikroute im Westen sind vor allem Afrikaner aus Mali, Senegal und Mauretanien unterwegs.
Europas Außengrenzen teils offen wie ein Scheunentor
Die hohen Zuläufe auf den Routen im Westen und Osten, sind ein schlechtes Omen für den Sommer. Zypern wird aktuell von Syrern überschwemmt – die Regierung setzte daraufhin die Asylanträge für syrische Staatsbürger aus und wandte sich mit einem Hilferuf an die EU. In Lampedusa landeten Anfang April fast 3.000 afrikanische Bootsmigranten. Auch auf Kreta ist die Zahl der migrantischen Neuankömmlinge gestiegen. Europas Küsten sind nach wie vor nicht gesichert und werden es in den kommenden Monaten auch nicht sein – Migrationspakt hin oder her.