12. Dezember 2023

EXKLUSIV: Björn Höcke (AfD) über PISA, Bevölkerungsaustausch und eine gesunde Schule

Foto: Filmkunstkollektiv

Das PISA-Debakel hat in der Bundesrepublik eine Debatte über das Bildungsversagen angestoßen – doch diese bleibt aufgrund ideologischer Scheuklappen zwangsläufig fruchtlos. Wir haben daher mit Björn Höcke, selbst ehemaliger Lehrer und aktueller Fraktionsvorsitzender der AfD-Thüringen, über die PISA-Ergebnisse, den Zusammenhang mit Migration, die Bildungspolitik der AfD und seine ganz persönliche Vision einer gesunden Schule gesprochen.

Die aktuelle PISA-Studie verzeichnet für Deutschland den stärksten Kompetenzabfall in Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften, der je gemessen wurde. Die für den Test verantwortliche OECD bestreitet einen Zusammenhang zwischen Migration und Leistung – doch die Zahlen zeigen das genaue Gegenteil. Wir haben anlässlich dessen mit dem Fraktionsvorsitzenden der AfD-Thüringen, Björn Höcke, über die PISA-Ergebnisse und den offenkundigen Bildungsverfall gesprochen.

Sehr geehrter Herr Höcke! Im Blätterwald herrscht angesichts der aktuellen PISA-Ergebnisse Aufregung: „Deutschlands Bildung auf tiefstem Niveau“ titelte etwa der Deutschlandfunk. Sie selbst haben als ehemaliger Lehrer einen besonderen Bezug zum Thema Bildungspolitik – wie beurteilen Sie die Ergebnisse?

Sie kommen für mich nicht überraschend. Es ist ein Scheitern mit jahrzehntelanger Ansage – man kann also den Verantwortlichen Vorsatz, mindestens aber grobe Fahrlässigkeit unterstellen.

Wo liegt das Problem heutiger Bildungspolitik?

Das Hauptproblem ist das ständige – meist auch dilettantische – Herumdoktern an den Symptomen, statt das Problem an der Wurzel zu packen. Der Ruf nach mehr Geld, mehr Lehrern und mehr Digitalisierung geht an den wirklichen Ursachen vorbei. Dabei ist das Thema immens wichtig: Ohne solide Bildung gefährden wir nicht nur die ökonomischen und sozialen Grundlagen unseres Landes, sondern auch unseren Selbstanspruch als Kulturnation.

Ein genauer Blick auf die Ergebnisse verrät: Schüler mit Migrationshintergrund schneiden deutlich schlechter ab. Bereits 2003 warnte das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung: Ab einem Migrantenanteil von 20 Prozent nimmt das Leistungsniveau „sprunghaft“ ab. Welche Rolle spielt der Bevölkerungsaustausch für den deutschen Bildungsverfall?

Eine wesentliche. Jedem Normaldenkenden ist klar, dass ohne gemeinsame Sprache, ohne gemeinsames Kultur- und Wertefundament eine effektive und effiziente Beschulung nicht durchführbar ist. Deshalb setzt man auch seit vielen Jahren die Symptombekämpfungsmaschine in Gang. Viel Geld wird da reingepumpt, Stütz- und Integrationskurse binden enorme Personalressourcen. Das bringt aber offenkundig nichts bis wenig, sonst sähen ja die PISA-Ergebnisse anders aus. Man kommt bei den hilflosen Versuchen, einigermaßen akzeptable Rahmenbedingungen für das Lernen zu schaffen, kaum noch zum eigentlichen Lernen. Die Multikulti-Schule muss eben, wie das Jürgen Habermas einmal für die ganze Gesellschaft formuliert hat, jeden Tag „neu ausgehandelt werden“. Mit der ethnokulturellen „Buntheit“ steigt somit rasant die Überforderung des Lehrpersonals. Unter diesen Bedingungen kann niemand den Bildungsauftrag erfolgreich umsetzen.

Selbsternannte Experten versuchen diesen Umstand mit Verweis auf den „sozioökonomischen Hintergrund“ von Zuwandererfamilien zu kaschieren. Jens Brandenburg, FDP-Staatssekretär im Bildungsministerium, fordert daher „eine gezielte Förderung für die sozial benachteiligten Kinder und Jugendlichen“. Ist das nicht eine Sackgasse – so wie die gesamte „Integrationspolitik“ der letzten Jahrzehnte?

Klar, wenn irgendetwas versagt, dann ist immer „die böse Gesellschaft“ schuld, genauer gesagt die böse noch deutsche Mehrheitsgesellschaft. Die verhindert anscheinend, dass migrantische Kinder die deutsche Sprache erlernen, was ja die Voraussetzung für schulischen Erfolg ist. Es ist schon amüsant, dass der FDP-Mann Jens Brandenburg quasi marxistisch argumentiert, aber im Ernst: Natürlich korreliert in der gesellschaftlichen Realität der soziale Status mit dem Bildungsgrad. Das gilt übrigens auch für deutsche Schüler. Aber grundsätzlich hat heutzutage jeder junge Mensch unabhängig von den Einkommensverhältnissen Zugang zum öffentlichen Bildungssystem. Es geht also weniger um das Portemonnaie der Eltern, sondern mehr um die Bildungsaffinität des familiären Umfelds. Und da sieht es insbesondere bei außereuropäischen Migranten nicht rosig aus. Der Verweis auf „soziale Benachteiligung“ soll doch nur von der unangenehmen Frage ablenken, warum die PISA-Ergebnisse mit steigenden Migrantenzahlen immer weiter in den Keller wandern. Wer die Augen offen hat, kann sehen: Auch die Integration in unser Bildungssystem ist krachend gescheitert.

Wobei man sich angesichts der Zahlenverhältnisse fragen muß: Wer könnte hier überhaupt von wem integriert werden?

Diese Frage ist berechtigt. In Thüringen haben wir heute in einigen Grundschulen der Landeshauptstadt bereits einen Migrantenanteil von über 30 Prozent. Seit 2015 ist die Entwicklung hier im Osten rasend schnell in Richtung der westdeutschen Verhältnisse gegangen. Dort sind in einigen Großstädten die deutschen Schüler schon in der Minderheit. Allein aufgrund dieser Zahlen ist eine Integration illusorisch. Hinzu kommt, dass das aufnehmende Land aufgrund seines Schuldkomplexes und der Entfremdung von der eigenen Kultur selbst gar nicht integrationsfähig ist.

Bereits im Jahr 2017 verabschiedete die AfD-Fraktion im Thüringer Landtag ein bildungspolitisches Positionspapier: „Die Probleme des Bildungssystems mutig lösen“. Wie lassen sich die Kerninhalte und Forderungen des Papiers prägnant zusammenfassen?

Als langjähriger Lehrer ist in dieses Papier viel eigenes Herzblut geflossen. Ich konnte die Probleme an den Schulen hautnah miterleben und habe über Ursachen und Lösungsmöglichkeiten nachgedacht. Die Grunderkenntnis lautet: Gesunde Gesellschaften haben gesunde Schulen – kranke Gesellschaften haben kranke Schulen! Damit wissen wir, wo wir heute im Ganzen stehen. In dem AfD-Papier haben wir vier für die Schulmisere verantwortliche Belastungsfaktoren genannt: Das Integrationsdefizit, das Autoritätsdefizit, das Erziehungsdefizit und das Kontinuitätsdefizit. Unser gerade im Entstehen begriffenes neues Bildungspapier wird als fünften Faktor noch die Ideologisierung beziehungsweise Überpolitisierung aufnehmen.

Das Integrationsdefizit hatten wir schon angesprochen. Können Sie kurz etwas zu den anderen Punkten sagen?

Das Autoritätsdefizit resultiert aus der seit langem betriebenen Infragestellung von Hierarchie und der wachsenden Respektlosigkeit gegenüber dem Lehrpersonal. Angriffe von Schülern auf Lehrer sind heute keine Seltenheit. Das Erziehungsdefizit ist vor allem Folge des Zerfalls der Familien und einer Eltern-Kind-Beziehungsstörung, die zu psychischen Reiferückständen führen, wie sie der Kinderpsychologe Michael Winterhoff in seinen Büchern beschrieben hat. Es mangelt den Schülern oft nicht an Intelligenz, sondern schlicht an Reife, was auch damit zu tun hat, dass die Eltern den Erziehungsmut bzw. -willen verloren haben. Da hilft dann keine noch so perfekte Unterrichtsmethode mehr. Das führt zum nächsten Punkt: Das Kontinuitätsdefizit verweist darauf, dass in Sachen Lernpädagogik seit Jahrzehnten ständige neue Säue durchs Dorf gejagt werden. Ich selbst habe in meinem Beruf erlebt, wie solche Reformen Lehrer, Schüler und Eltern unter Dauerstress hielten. Gutes Lernen benötigt aber stabile Verhältnisse, Schulen brauchen Schulfrieden. Mit Überpolitisierung meine ich linksgrüne Agenden wie Gendermainstream, Inklusion oder „Kampf gegen rechts“, durch die sehr viel Zeit und Energie vertan werden mit sinnlosen, ideologiegesteuerten Dingen.

Hier möchte ich gleich einhaken: Im Sommer sorgten Sie mit Ihrer Bezeichnung der Inklusion als „Ideologieprojekt“ für Schnappatmung bei den etablierten Journalisten und Politikern. Sogar von einem „Tabubruch“ und dem „Angriff auf die Menschenwürde“ war die Rede. Wie lässt sich diese hysterische Reaktion erklären – und was ist aus Ihrer Sicht das Problem der sogenannten „Inklusion“?

Nun, die Hysterie läßt sich recht banal mit der üblichen Dämonisierungsstrategie des Establishments erklären: Wie schon bei der Einwanderung soll man als Oppositioneller in der Öffentlichkeit als kalt und menschenfeindlich dargestellt werden. Der „Selektionsvorwurf“ – natürlich mit der gewünschten historisch belasteten Assoziation – ist aus der Inklusionsdebatte als alter Hut bekannt.

Der mediale Sturm im Wasserglas war aber erstaunlicherweise recht schnell vorbei…

Ja, weil ich für meinem kleinen Randhinweis vielfach Zustimmung – auch von den betroffenen Menschen – bekommen habe. Entgegen der Medienlegende lehne ich Inklusion ja gar nicht per se ab. Maß- und sinnvolle Inklusion fördert die Gemeinschaftlichkeit und wertvolle Tugenden wie Kooperation, Hilfsbereitschaft und Mitmenschlichkeit bei den Schülern. Es gibt aber auch Grenzen der Inklusion, deren Nichtrespektierung sowohl nichtbehinderten wie behinderten Kindern und Jugendlichen in ihren Entwicklungsmöglichkeiten schadet.

Wo sehen Sie diese Grenzen?

Die ergeben sich aus verschiedenen Faktoren: Zum Beispiel Art und Grad der Behinderung, der zahlenmäßige Anteil der Behinderten am gesamten Klassenverband, das real verfügbare sonder- und heilpädagogisch qualifizierte Lehrpersonal, allgemein die vorhandenen finanziell-materiellen Ressourcen. Differenzierungen und Einzelbetrachtungen sind also nötig. Wir reden hier nicht vom Rollstuhlfahrer, der auch zu meiner Schulzeit selbstverständlich dazugehörte. Es geht um zum Teil schwerstbehinderte oder auch extrem verhaltensauffällige Schüler, die man in den Regelschulbetrieb aus ideologischen Gründen hineindrücken möchte und die dort unter die Räder zu kommen drohen. Diese Schüler sollte man weiterhin im Sonderschulsystem in Kleingruppen durch speziell ausgebildete Pädagogen individuell fördern und so für eine starke Teilhabe und Teilnahme am gesellschaftlichen Leben qualifizieren – genau so, wie es auch die offizielle UN-Konvention richtig fordert. Deutschland mit seinen immerhin heute noch circa 2800 Förderschulen gehörte bisher zu den führenden Nationen einer solch differenzierenden Pädagogik. Das zur Disposition zu stellen, wie es die Inklusionsideologie tut, alle über einen Kamm zu scheren, das schadet sowohl den behinderten als auch den nichtbehinderten Kindern und Jugendlichen, die alle ein Recht auf gute Lernbedingungen und optimale Entfaltungsmöglichkeiten haben. Eine ausufernde, pauschale Inklusion ist letztlich inhuman.

Sie sagten vorhin: „Gesunde Gesellschaften haben gesunde Schulen“. Können Sie unseren Lesern abschließend Ihre persönliche Vision einer solchen Schule im Deutschland des 21. Jahrhundert schildern?

Im Rahmen dieses Interviews kann ich das nur ganz grob mit ein paar Stichpunkten umreißen. Als Lehrer habe ich ja selbst sogenannte Leitbildprozesse an Schulen mitgestaltet und dabei gelernt, wie viel Aufwand das für alle Beteiligten bedeutet und wie schwierig die tatsächliche Umsetzung ist. Wenn sich in Deutschland in absehbarer Zeit eine politische Wende vollzieht und ich einmal der Parteipolitik den Rücken kehren darf, würde ich gerne an der pädagogischen Entwicklung einer Reformschule mitwirken, die als Zukunftsmodell auch für öffentliche Schulen dienen könnte.

Wie sollte eine solche Schule aussehen?

In meiner Vorstellung würde sie ein bisschen dem „Internat Schreckenstein“ ähneln. Die gleichnamigen Bücher habe ich als Kind verschlungen. Dieses Internat ist in einer urigen Burg untergebracht und entsprechend naturnah gelegen. Schulen sollten dem Aufbau der persönlichen Identität dienen, wozu auch der kulturelle Bezug jedes Menschen gehört, und eine tiefe Verbindung zur Natur durch Lage, Schulhof und vielfältige Außenaktivitäten fördern. Sport, Musik und künstlerische Gestaltung sollten weitere wichtige Säulen der Erziehung und Bildung sein. Lehrer und Schüler bilden eine produktive Gemeinschaft. Jeder ist bereit mindestens genauso viel zu geben wie zu nehmen. Das fördert Gemeinschaftssinn und Verantwortungsbewusstsein. Bei den jüngeren Jahrgängen steht neben dem Erlernen der elementaren Kulturtechniken Lesen, Schreiben – natürlich in Form einer verbundenen Schreibschrift -, Rechnen die bestmögliche Sprachentwicklung im Vordergrund, denn sie ist die Voraussetzung zum Denken. Das geschieht optimal über den wunderbaren vielfältigen Vorrat an deutscher Literatur und Dichtung, den man altersadäquat im Unterricht einsetzen kann. Der zunehmenden Digitalisierung und Virtualisierung mit ihren passivmachenden und phantasieschwächenden Effekten wird durch das klassische Medium Buch und andere Offline-Aktivitäten entgegengewirkt, um eine gesunde Medienbalance herzustellen. Hier spielt auch ein ganz wichtiger Punkt mit hinein: Angesichts der zunehmenden Fokussierung auf intellektuell-kognitive Fähigkeiten in unserer Technologie-Gesellschaft müssen auf der anderen Seite auch die seelisch-gemütsmäßigen Anlagen entwickelt werden. Es bedarf einer Ausgewogenheit zwischen „Hirn“ und „Herz“, gemäß dem humanistischen Bildungsideal.

Allein die bis jetzt genannten Punkte stellen große Anforderungen an das Lehrpersonal. Ist das realistisch?

Bei meiner Beschreibung geht es erst einmal um einen gedachten Idealzustand. Den braucht man als Orientierung. Was dann verwirklicht werden kann, ist eine andere Frage. Aber die Lehrer sollen schon einen hohen Selbstanspruch haben und als „Meister ihres Fachs“ auch die Schüler inspirieren. Dabei müssen sie deren individuellen Anlagen, Mentalitäten und psychischen Reifezustände wahrnehmen und berücksichtigen. Das geht nur, wenn die Rahmenbedingungen in den Schulen sich wieder normalisiert haben und der notorische Lehrerfrust mit den üblichen Burnout-Folgen sich gelegt hat. Dann kann man auch die vielen wertvollen reformpädagogischen Ansätze mit einweben, die für eine Erneuerung der Schulen wichtig sein werden. Es geht um eine neue Zielausrichtung: Statt passive Konsumbürger, unkritische Untertanen und funktionierende Rädchen im Getriebe der Wirtschaft zu produzieren, soll die Schule der Zukunft zur Lebenstüchtigkeit erziehen. Dazu gehört neben dem heute notwendigen Wissensvorrat vor allem Sinnhaftigkeit, Lebensvertrauen, Bereitschaft zur aktiven Gestaltung des eigenen Lebens und eigene Urteilskraft. Die Schüler sollen die Schule als selbstbewusste, lebensmutige und mündige Menschen verlassen.

Sehr geehrter Herr Höcke, herzlichen Dank für das Gespräch!

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