23. Februar 2024

Brandmauer gegen „Extremismus“ – stellt sich Martin Vincentz gegen Thüringer AfD?

Bildmontage: Heimatkurier / Höcke: Filmkunstkollektiv / Vincentz: Blaumann2017, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Alles deutet darauf hin, dass die AfD unter Björn Höcke bei den diesjährigen Thüringer Landtagswahlen zur stärksten Kraft avanciert. Auch der Einzug in die Thüringer Staatskanzlei ist denkbar – für den Landesvorstand der AfD-NRW laut eines WDR-Berichts ein „Horrorszenario“. Demzufolge sehe man sich dort vor allem als Brandmauer gegen „internen Extremismus“ in der Partei.

Ein Gastbeitrag von Lars Henrikson

Ab und an kann man dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk durchaus dankbar sein – dafür, dass er ungewollt die marode Verfassung eines Parteigremiums öffentlich dokumentiert. So etwa im Falle des nordrhein-westfälischen Landesvorstandes, der selbst in einem nicht allzu distanzierten Verhältnis zum WDR steht.

AfD-Sieg in Thüringen ein „Horror-Szenario“

Während zehntausende AfD-Mitglieder und Millionen Wähler hoffnungsvoll auf die kommenden ostdeutschen Landtagswahlen blicken, schlottern Martin Vincentz und seiner Entourage offenbar die Knie. Ein kürzlich veröffentlichter WDR-Bericht spricht Bände über ihre Haltung gegenüber dem Thüringer Landesverband: „Für viele im NRW-Vorstand, so hört man es inoffiziell, wäre es ein Horror-Szenario, würde die eigene Partei in die Erfurter Staatskanzlei einziehen”. Ferner sehe sich Martin Vincentz als „Alternative zur neurechten AfD-Galionsfigur Björn Höcke“. Und auf dem morgigen Landesparteitag wolle man demonstrieren, „dass der größte Landesverband vor allem personell eine der letzten Brandmauern gegen den internen Extremismus ist“.

Parteiinternes Establishment

Das sind Aussagen, die man normalerweise nur vom politischen Gegner erwarten würde. Nachdem der NRW-Landesvorstand erst kürzlich der eigenen Jugendorganisation sämtliche finanzielle Zuwendungen entzog, opponiert er nun gegen einen gesamten AfD-Landesverband. Was Innenministerin Faeser gesamtgesellschaftlich durchführt, vollziehen Vincentz und Co. auf parteiinterner Ebene: eine Einteilung in „Demokraten“ und „Rechtsextremisten“. Zur erstgenannten Gruppe zählen Nutznießer und ungefährliche Kantonisten, die selbst gerne Teil des Mainstreams wären. Zur letztgenannten Gruppe gehören hingegen all jene Oppositionellen, die vom Verfassungsschutz als ernste Gefahr für die linksliberale Beutegemeinschaft wahrgenommen werden.

Einriss der Brandmauer

Kopf- und rückgratlos übernimmt man in NRW damit das Narrativ des eigentlichen Gegners. Vermutlich, weil man inzwischen selbst zum parteiinternen Gegner mit liberalkonservativer Agenda geworden ist. Unter Martin Vincentz wird die AfD-NRW keine Gefahr für Schwarz-Grün darstellen. Sie gilt dem Establishment allein deshalb als gemäßigt, weil sie sich so lange kaputtdistanziert, bis die AfD nur noch eine Randerscheinung darstellt. Will der größte AfD-Landesverband dagegen weg von Vincentz’schen 5,4-Prozent-Ergebnissen und hin zu thüringischen Erdrutschsiegen, muss er die Brandmauer gegen eigene Mitstreiter einreißen. Dazu haben rund 700 Delegierte morgen die einzigartige Gelegenheit.

Anmerkung: Die in Gastbeiträgen geäußerten Ansichten geben ausschließlich die Meinung des Autors wieder. Sie entsprechen nicht notwendigerweise denen der Redaktion.

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