Der 2015 geschlossene Migrationspakt mit dem Niger dämmte die Schleppertätigkeit durch die Wüste vorübergehend ein – doch im November erklärte die neue Regierung unter General Tiani die Vereinbarung für beendet. Als Konsequenz nimmt die Schleppertätigkeit in der berüchtigten Wüstenstadt Agadaz bereits wieder an Fahrt auf. Europa könnte deshalb spätestens im Sommer eine weitere Flut afrikanischer Migranten bevorstehen.
Der Putsch des Generals Abdourahamane Tiani am 26. Juli 2023 beendete das 2015 unter erheblichem finanziellen Aufwand ausgehandelte Abkommen mit der Europäischen Union. Der Heimatkurier berichtete ausführlich über die Hintergründe der politischen Situation und des von Beginn an problematischen „Gesetz 36“, welches die Tätigkeit der Schlepperbanden durch Verbote und die Verfolgung illegaler Migration unterbinden sollte. Seit einigen Wochen läuft das Geschäft mit dem Transport migrationswilliger Afrikaner durch die Wüste, die zwischen Niger und Lybien liegt, wieder an. Ehemalige Schleuser bereiten ihre Toyota Hilux wieder für den erwarteten Ansturm vor.
„Wirtschaftszweig“ Menschenhandel
Bis zum Verbot der Schleuserei im Jahr 2015 war diese Arbeit im Niger ein lukratives und weit verbreitetes Phänomen, das insbesondere in der Stadt Agadaz geradezu einen eigenen Wirtschaftszweig begründete. An der Schwelle zwischen Nord- und Südafrika sammeln sich viele zehntausende bis hunderttausende Migranten, die auf eine Passage durch die Wüste warten. Ihre Versorgung und Transport schufen eine Infrastruktur der Schleuser, die nun wieder reaktiviert wurde, wie das südafrikanische Portal ENCA berichtet. 500 US-Dollar zahlt einer der Migranten um nach Libyen zu gelangen, wobei das wahre Ziel Europa sein dürfte.
Eingangstore schließen und kontrollieren
Eine der größten Herausforderungen für die europäischen Völker wird neben der Remigration die Blockade der illegalen Wege von Afrika nach Europa sein. In den Jahren 2015 bis 2017 stellten laut Pew Research Center 164.000 bis 196.000 Schwarzafrikaner in Europa einen Asylantrag. Viele kamen über Schlepperrouten wie die in Agadaz über Libyen und danach per Schleuserschiff nach Lampedusa und zu anderen europäischen Häfen. Um diese Bewegungen effektiv zu verhindern ist die konsequente Zurückweisung der Schlepperschiffe im Rahmen einer No-Way-Politik erforderlich, genauso wie verpflichtende Abkommen mit afrikanischen Herkunftsstaaten.
Droht im Sommer ein neuer Negativrekord?
Letztes Jahr erreichten 1,13 Millionen Asylforderer die EU und stellten damit die Zahlen der Jahre zuvor in den Schatten. Der steigende Migrationsdruck, gerade aus Afrika, muss frühzeitig und nachhaltig verringert werden, ansonsten wird der Sommer 2024 zu einem weiteren Katastrophensommer. Das Platzen der Übereinkunft zwischen dem nigrischen Regime und Brüssel wird aufgrund der wirtschaftlichen Bedeutung in dem Land sowohl von Regierung als auch Bevölkerung mehrheitlich begrüßt. Sollte es Europa nicht schaffen politischen Druck auf die Herkunftsländer aufzubauen, dürfte es abermals ein böses Erwachen geben.