06. Juni 2022

Geburtsstunde der Gender-Ideologie: Der Junge, der ein Mädchen sein sollte

Was, wenn wir einen Jungen nehmen, ihm den Penis abschneiden und so tun, als sei er ein Mädchen? Wird er sich dann auch wie eines entwickeln, wie eines fühlen und eines sein? Was wie ein grausames Experiment aus einem dystopischen Psychothriller oder die Gewalttat eines verrückten Psychopathen klingt, ist die wahre Geschichte eines kanadischen Jungen und eines Psychologen, der als Vorreiter der „Gender“-Ideologie gelten kann.

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Längst geht es der Regenbogenbewegung in ihrem alljährlichem Kampfmonat Juni nicht mehr um Akzeptanz oder gerechte Behandlung von Homosexuellen. Zunehmend verlagert sich der Fokus auf links-liberale Ideologie. Es geht um die alte Frage: Ist der Mensch frei formbar oder doch auch durch seine Natur bestimmt? In der Absicht, alle nicht frei gewählten „Zwänge“ aufzulösen, erklären die Progressiven mittlerweile nicht nur Abstammung für bedeutungslos. Auch das biologische Geschlecht wird für unbedeutend erklärt. Geschlechtsidentität sei nichts weiter als ein soziales Konstrukt, verkündet man überzeugt.

Diese Auffassung, ein Individuum sei letztlich ein reines “Geistwesen“, das unabhängig von seinen realen körperlichen Gegebenheiten existiert und sich daher per reinem Willensakt als alles und jedes definieren kann, ist typisch für die postmoderne und liberale Linke. Die Annahme, die Geschlechtsidentität (gender) sei eine vom biologischen Geschlecht (sex) getrennte Eigenschaft des Menschen, ist jedoch nicht erst wenige Jahre alt. Ihre Wurzeln liegen in den verqueren Wegen, die die Sozialwissenschaften in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nahmen.

Der Vater des „Genders“: John William Money

Am Anfang dieser Theorie steht unter anderem John William Money. Er wurde 1921 in Neuseeland geboren, migrierte in die USA und studierte dort Psychologie. Der Schwerpunkt seiner Arbeit lag in der Entwicklung der Geschlechtsidentität, sexueller Orientierung, dem Entstehen von Vorlieben und Fetischen, Zwischengeschlechtlichkeit sowie der Wechselwirkung von Psyche und Hormonhaushalt.

Der heute für die Linke so wichtige Begriff „gender“ geht auf ihn zurück. Money führte die Begriffe „Geschlechtsidentität“ (engl. gender identity) und „Geschlechterrolle“ (engl. gender role) in den 50igern ein. Im Englischen wurden die Bezeichnungen gender und sex davor synonym benutzt, bzw. war gender kaum noch gebräuchlich. Er gründete auch die englische „Gender Identity Clinic“, die weltweit erste Klinik, an der operative Geschlechtsumwandlungen durchgeführt wurden. Money gilt als einer der einflussreichsten Sexualwissenschaftler des 20. Jahrhunderts.

Besonders beschäftigte er sich mit Intersexuellen, also Menschen, deren Geschlecht man durch Betrachtung der Genitalien auf Grund von Fehlern in der körperlichen Entwicklung nicht eindeutig feststellen kann. Anhand seiner Studien entwickelte er eine radikale These:

Die Entwicklung der Geschlechtsidentität, also der inneren Gewissheit, ein Mann beziehungsweise eine Frau zu sein, ist vor allem ein Ergebnis psychosozialer Erfahrungen. In der Regel bestimmt die konsequente Erziehung als Junge oder Mädchen die Geschlechtsidentität, und zwar unabhängig davon, ob die körperlichen Geschlechtsmerkmale männlich oder weiblich sind.

Die Verwandtschaft dieser Position mit heutigen Gender-Theorien ist offensichtlich – umso schockierender, wenn man weiß, in welcher Horrorgeschichte Moneys Überzeugungen mündeten.

Der Fall Reimer

Am 22. August 1965 kamen im kanadischen Winnipeg zwei Kinder zur Welt: Bruce und Brian Reimer. Im Alter von sieben Monaten wurde der Penis von Bruce im Zuge einer Beschneidung durch ärztliches Versagen mit einem elektrischen Instrument stark beschädigt und starb in der Folge ab. Eine plastische Wiederherstellung war zum damaligen Zeitpunkt medizinisch noch nicht möglich. Die verzweifelten Eltern suchten nach einer Möglichkeit, ihrem Sohn zu helfen.

Zehn Monate nach dem Unglück sahen sie Dr. John Money zufällig in einer Fernsehsendung. Er behauptete dort, aus Männern Frauen machen zu können. Zum Beweis hatte er einen Mann in Frauenkleidung, mit Schminke und langen Haaren mitgebracht – ein Transsexueller –, der meinte, dass er sich seit seiner operativen Geschlechtsumwandlung körperlich und geistig als völlig weiblich empfinde.

In der Hoffnung, endlich einen Lichtblick für Bruce und sein zukünftiges Leben zu haben, schrieben seine Eltern dem Psychologen. Dieser hatte seinerseits auch großes Interesse an dem Fall – er war eine herausragende Möglichkeit für Money, seine Annahmen zu belegen.
Denn die beiden Buben waren eineiige Zwillinge. Eineiige Schwangerschaften sind ein extrem seltenes Ereignis, bei dem zwar ursprünglich nur eine Eizelle der Mutter befruchtet wird, durch eine Zufälligkeit in der frühen Entwicklungsphase aus dieser einen Anfangszelle dann bei der weiteren Zellteilung jedoch zwei getrennte Embryonen entstehen. Genetisch – also biologisch – sind die sich daraus entwickelnden Menschen (fast) völlig gleich –, etwas, das in der Natur sonst nicht vorkommt.

Bruce und Brian sollten Moneys Beweis für seine These werden, dass die Erbanlagen das Geschlecht nicht bestimmen – ganz nach dem Geschmack der heutigen Regenbogen-Propaganda, der zu Folge Männlichkeit und Weiblichkeit keine biologischen Kategorien, sondern ein psychischer Zustand seien. Bruce war als Junge auf die Welt gekommen, nun sollte er zum Mädchen gemacht werden. Würde das gelingen, während sein eineiiger Bruder Brian zum normalen Mann heranwächst, wären Moneys Ideen belegt.

Ein schauriges Experiment beginnt

Der amerikanische Psychologe empfahl, den Jungen als Mädchen aufzuziehen. Dazu waren verschiedene operative und hormonelle Eingriffe nötig. Bruce hieß fortan Brenda. Mit 22 Monaten wurde er kastriert und aus der Haut seines nun leeren Hodensacks die äußeren Geschlechtsteile eines Mädchens geformt. Money stellte klar, dass die „Geschlechtsneuzuweisung“ nur erfolgreich sein konnte, wenn Bruce/Brenda nie davon erfahren würde.

Die Thesen John Moneys passten in die damalige Zeit. Seit Ende des Zweiten Weltkriegs hatte sich zunehmend die Auffassung durchgesetzt, dass weniger die Natur und viel mehr die Kultur den Menschen beeinflusse – eine Gegenbewegung zu den radikalen Ansätzen der Vererbungslehre in der ersten Hälfte des Jahrhunderts. Money sah Brenda, den Bruder Brian und die beiden Eltern in der Folge bei jährlichen Therapiesitzungen. In seinen Aufzeichnungen beschreibt er Brenda als fröhliches Mädchen, dass eine normale Geschlechtsidentität entwickle.

In seinem 1973 erschienenen Hauptwerk „Gender Identity“ führte er die Geschichte als erste erfolgreiche Geschlechtsneuzuweisung an einem gesund geborenen Kind auf – und wurde berühmt. Die Literaturbeilage der New York Times verkündete: „Wenn man einem Jungen sagt, er sei ein Mädchen, und wenn man ihn als ein Mädchen erzieht, dann wird er sich weiblich verhalten.“

Der Fall wurde in zahlreiche Lehrbücher übernommen und prägte die Auffassung der Sozialwissenschaften zum Thema Geschlecht. Auch die feministische Literatur bezog sich auf das Experiment, um zu untermauern, wie „offen“ die Entwicklung von geschlechtlicher Identität und damit der gesellschaftlich-sozialen Rolle seien und dass sie deutlich von biologischen Vorbestimmungen abweichen könnten. Einzig und allein: Es war alles ein großer Schwindel. Nichts war gelungen. Bruce war nie eine „Brenda“ geworden – und glücklich war er schon gar nicht.

Die Wahrheit

Obwohl Bruce Reimer seine ganze Kindheit lang wie ein Mädchen behandelt worden war, wollte er sich nie wie eines verhalten. Er wollte raufen, toben, mit dem Spielzeug seines Bruders spielen und interessierte sich mehr für Waffen und Fahrzeuge als für Puppen. Money tat all dies als das Verhalten eines wilden, lebhaften Mädchens ab, wie es sie ja immer wieder gäbe.

Nach dem Schuleintritt wurden die Probleme jedoch gravierender. Lehrern und Mitschülern war das „sonderbare“ Mädchen, das sich so ganz anders verhielt, suspekt. Trotz Operationen, Umerziehung und Hormontherapie suchte sich das Männliche in Bruce seinen Weg und trat an die Oberfläche. Da er jedoch selbst nichts von seiner Geschichte wusste und dachte, er sei ein ganz normales Mädchen, konnte er sich seine Andersartigkeit nicht erklären. Er war tatsächlich im „falschen Körper“ gefangen – wusste es jedoch nicht. Im Alter von elf quälen ihn Selbstmordgedanken.

Als „Brenda“ in der Pubertät schließlich sexuelles Interesse an Mädchen zeigte, behauptete Money einfach, das Kind sei offenbar lesbisch. Die zunehmenden Probleme veranlassten die Eltern endlich, den Rat einer Psychotherapeutin einzuholen. Diese empfahl, das Kind restlos über seine Leidensgeschichte aufzuklären, was sein Vater dann auch tat. Bruce konnte sich endlich erklären, was mit ihm los war. „Ich war erleichtert. Plötzlich verstand ich, warum ich so fühlte, wie ich mich fühlte. Ich war nicht verrückt.“

Im Alter von 14 Jahren beschloss „Brenda“ nun, als Mann zu leben. Er benannte sich nach David, der in der Bibel einen übermächtigen Gegner bezwingt. Es folgten Behandlungen mit Hormonen – diesmal mit männlichen. Später wurden die Brüste entfernt, die sich durch das zuvor erhaltene Östrogen gebildet hatten. Mit 25 heiratete David schließlich und adoptierte die drei Kinder seiner Frau. Doch die Gender-Horror-Story nimmt leider trotzdem kein glückliches Ende.

Ende

David Reimer beging am 4. Mai 2004, im Alter von 38 Jahren, Selbstmord. Zwei Jahre zuvor hatte sein Zwillingsbruder Brian bereits mit einer Überdosis Medikamente Suizid begangen. Zeit ihres Lebens hatten die beiden unter der „Therapie“ von Dr. Money gelitten. Das Vorgefallene hatte sie traumatisiert. Ihre Mutter gab in einem Interview an, sie glaube, ihre Söhne würden noch leben, wenn sie nicht Teil dieses „katastrophalen Experiments“ geworden wären.

Der Fall Bruce Reimer wurde in den Folgejahren aus fast allen sozialwissenschaftlichen Schriften zum Thema „Sex vs. Gender“ gestrichen. Der Einfluss von John Money und seinen kruden Thesen auf das heutige Verständnis von Geschlechtlichkeit beim Menschen bleibt. Auch wenn Money wie ein Frankenstein der Sexualwissenschaft wirkt, seine „Pionier“-Arbeit hat der heute im Westen propagierten Auffassung, dass Geschlechter-Rollen und -Identität nur erlernt seien, massiv den Weg geebnet.

Von Dr. John William Money ist es nur ein kurzer Schritt zu Frühsexualisierung, Gender-Theorie und Trans-Propaganda. Und zu allem anderen, was heute unter der Regenbogenfahne populär gemacht werden soll. Bruce/David Reimer, der Junge, der ein Mädchen hätte werden sollen, sagte dazu später einmal: „Man kann nicht sein, was man nicht ist.“

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