In der Berichterstattung zu den Ausschreitungen in Frankreich werden immer wieder Vergleiche mit den Unruhen im Jahr 2005 gezogen. Für den in Paris lebenden Aktivisten Edouard Michaud steht fest: „Die Situation ist noch viel schlimmer als 2005”. Warum es trotzdem keinen Grund zur Verzweiflung gibt, beantwortet er im Gespräch mit uns.
Heimatkurier: Lieber Edouard! Bekanntlich sorgen in Frankreich afroarabische und afrikanische Migranten aktuell für Ausschreitungen. Sind das schlichtweg Krawalle, wie sie seit Jahren immer wieder einmal vorkommen – zuletzt etwa im Rahmen der Fußball-Weltmeisterschaft – oder ist das eine neue Qualität?
Edouard Michaud: Ja, es ist sehr viel schlimmer. Die einzigen vergleichbaren Vorläufer sind die Unruhen von 2005, aber auch im Vergleich dazu ist das Ausmaß der Gewalt wesentlich größer. Die Gewaltakte haben sich noch schneller verbreitet, die Schäden sind gravierender und von den jetzigen Unruhen sind auch die Stadtzentren betroffen. 2005 beschränkten sie sich hingegen auf die Vorstädte.
Weil du die Unruhen 2005 bereits erwähnt ist: Was ist 2023 anders als 2005? Was hat sich verändert, was ist gleich geblieben?
Wie ich zuvor sagte, dauerte es 2005 einige Tage, bis sich die Banlieues entflammten, während es diesmal in nur 24 Stunden der Fall war. Es gibt bereits hunderte verletzte Polizeibeamte, etliche Wachen und Rathäuser wurden geplündert oder in Brand gesetzt. Das Gewaltniveau ist schlichtweg höher als damals. Selbst die Mobilisierung von 40.000 Polizisten in der dritten Nacht der Ausschreitungen reichte nicht, um sie einzudämmen. 2005 wurden innerhalb von drei Wochen 4 Personen getötet. Ich bin mir sicher, dass es auch diesmal wieder Tote geben wird.
Auslöser war der Tod eines 17-jährigen Migranten, der von einem Polizisten auf der Flucht erschossen wurde. Präsident Macron erklärte sich kurz danach mit der Familie der Opfer „solidarisch“, der Polizist befindet sich aktuell in Haft. Welches Signal sendet das an die Randalierer?
Es sendet ein desaströses Signal. Die Aussage fügt sich in eine Reihe wirrer Aussagen des Präsidenten ein, der unter anderem auch erklärte, dass die „sozialen Netzwerke und Videoaufnahmen eine Rolle bei der Entstehung dieser Unruhen gespielt haben”. Doch die Verantwortung der verfehlten Migrationspolitik für die Zustände wird nicht einmal erwähnt. Dies wird die Spannungen zwischen Staat und Polizei weiter verschärfen. So erklärten die zwei wichtigsten Polizeigewerkschaften nach Beginn der Unruhen, dass sie sich gegen ihre Regierung stellen würden, falls diese keine politischen Veränderungen erwirke.
Wie ist angesichts der Eskalation die Stimmung in der französischen Öffentlichkeit? Wie berichten die Medien, wie äußern sich prominente Politiker dazu? Welcher Raum wird dabei rechten Akteuren eingeräumt, die vor solchen Zuständen seit Jahren und Jahrzehnten warnen?
Die öffentliche Meinung ist gespalten: Während die politische Rechte von den Ereignissen wenig überrascht ist, betreibt die Linke Realitätsverweigerung und macht Staat und Polizei für die Unruhen verantwortlich. Bürgerliche und Rentner, welche dem Präsidenten ihre Stimme gaben, weigern sich derzeit zu erkennen, was vor sich geht. Da die Ausschreitungen jedoch mitten in den Großstädten angekommen sind, werden auch diese Bevölkerungsschichten betroffen sein. Das könnte für bedeutende Veränderungen sorgen. Medien und Journalisten berichten sehr viel und sind zur Veröffentlichung des Filmmaterials über die Tumulte verpflichtet. Anders als 2005 ist dank der technischen Möglichkeiten alles filmisch dokumentiert.
Bereits jetzt sind laut einer aktuellen „Figaro“-Umfrage 74 Prozent der Franzosen der Meinung, dass in Frankreich zu viele Zuwanderer leben. Führen derartige Ereignisse nicht auch dazu, dass die Akzeptant migrationskritischer, rechter Positionen insgesamt steigt? Und wie müsste die politische Rechte diese Gelegenheit nützen?
Ohne Zweifel bestärken die derzeitigen Ereignisse unsere Standpunkte. Vor allem sind die Krawalle derart massiv und gewalttätig, dass sie nun automatisch zum zentralen Thema werden. Jene Menschen, die nicht von den Auswirkungen der Zuwanderung betroffen sind, stehen dem Ganzen noch gleichgültig gegenüber. Wenn die Unruhen jedoch zunehmen, werden alle Franzosen – auch diejenigen, die in den Innenstädten und privilegierten Vierteln leben – die tödliche Bedrohung durch die Einwanderung erkennen.
Bei vielen Beobachtern rufen die Szenen aus Frankreich auch Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und sogar Defätismus hervor. Wie lautet als rechter Aktivist deine Botschaft an diese Menschen? Warum lohnt es sich gerade angesichts der sich zuspitzenden Situation, für die eigene Heimat zu kämpfen?
Es gibt keinen Grund zur Verzweiflung – ganz im Gegenteil. Wir sind die einzigen, die einen Weg aus diesem Chaos aufzeigen könnten. Seit Jahrzehnten sprechen wir davon. Wir haben die konkreten Maßnahmen für einen Ausweg aus der Situation benannt. Darüber hinaus haben wir heute aktivistische Gemeinschaften, die den jungen Franzosen ein Schutzschild vor der multikulturellen Hölle bieten können. Seit Jahren reden wir davon, in der ersten Reihe zu stehen und die Gelegenheit ist endlich da. Jetzt geht es darum, alles zu geben!
Lieber Edouard, herzlichen Dank für das Gespräch!
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