17. März 2024

Die Guerilla-Offensive auf TikTok – im Gespräch mit Erik Ahrens

Bildmontage: Heimatkurier / Handy: Freepik

TikTok wird rechts! Zumindest wenn es nach Erik Ahrens geht: Der erfolgreiche Marketing-Fachmann und Social-Media-Berater hat unter anderem den TikTok-Kanal des AfD-Spitzenkandidaten Maximilian Krah aufgebaut. Nun arbeitet er an einer „Guerilla-Offensive“, um rechte Inhalte millionenfach zu verbreiten. Wir haben mit ihm ausführlich über seine ambitionierten Pläne, die Panik des System sowie die mögliche Umgehung der grassierenden Zensur gesprochen.

Videos mit rechten und patriotischen Inhalten erreichen ein Millionenpublikum. Im freien Wettbewerb wären die Ersteller tonangebende Influencer. Um das zu verhindern, greift im Netz immer stärker die Zensur um sich und Meinungsparagraphen werden verschärft. Gegen Versuche, den Remigrationsdiskurs zu ersticken, gibt es jedoch Strategien und bereits erste Erfolge. Wir haben darüber ausführlich mit Erik Ahrens, dem Kopf hinter mehreren erfolgreichen politischen TikTok-Accounts, gesprochen.

Lieber Erik! Von Böhmermann über Georg Restle bis hin zum Stern – sie alle reden und schreiben seit Wochen über dich und deine Arbeit auf TikTok. Woher kommt dieser plötzliche Fokus und die damit einhergehende Hysterie und Diffamierung?

Erik Ahrens: In den alten Medien hat man nun verstanden, dass die Musik auf TikTok spielt. Natürlich einmal wieder ein paar Jahre zu spät. Darum ist man jetzt überrascht und schockiert und sucht wie üblich einen Schuldigen, der in diesem Fall ich bin. Während man auf YouTube mit FUNK erfolgreich ein staatliches Mediennetzwerk aufgebaut hat, ist das auf TikTok nicht gelungen. Dort hat sich in den letzten drei bis vier Jahren eine eigene Gegenkultur herausgebildet, die überhaupt nichts mit den öffentlich-rechtlichen Medien und ihrem erlaubten Meinungskorridor zu tun hat. Jetzt ist das Erwachsen schmerzhaft, wie wenn man ein paar Wochen lang nicht in den Briefkasten geschaut hat und plötzlich merkt, dass dort alles voller Rechnungen und Mahnungen ist. So müssen sich die Vertreter der alten Medien gerade fühlen. Der Zug ist ohne sie abgefahren.

Du beschäftigst dich seit längerem mit TikTok und hast unter anderem den erfolgreichen Kanal des AfD-EU-Spitzenkandidaten Maximilian Krah aufgebaut. Was ist das Besondere an der Plattform – was unterscheidet sie von Facebook, Twitter und YouTube?

TikTok funktioniert vor allem durch seinen Algorithmus. Jedes neue Video wird automatisch an ein paar hundert Zuschauer ausgespielt. Dann misst die App, wie das neue Video bei dieser „Grund-Reichweite“ ankommt: Wird es geschaut oder scrollen die Nutzer direkt weiter? Schauen Leute das Video für mehrere Sekunden oder gar bis zum Ende? Erhält es Likes und Kommentare? Der Algorithmus stellt dann fest, ob das Video gut ankommt und bei wem es gut ankommt. Wenn es in der ersten Runde seiner Ausspielung eine gewisse Aufmerksamkeit bekommen hat, wird es in der zweiten Runde an ein größeres Publikum ausgespielt. Wenn es in der zweiten Runde wieder schafft, die Aufmerksamkeit vieler Zuschauer zu binden, wird es in einer dritten Runde an noch mehr Zuschauer ausgespielt, und so weiter. Weil die App das Verhalten der Nutzer kennt, weiß sie, wem welches Video gefallen könnte. Wenn ein Video bei mir gut ankommt, wird es wahrscheinlich auch bei einem anderen Nutzer gut ankommen, der insgesamt ein ähnliches Sehverhalten hat wie ich und ähnliche Videos mag. Somit wird das Video in jeder weiteren Ausspielungsrunde immer genauer an das passende Zielpublikum ausgeliefert. Diese beiden Mechanismen wirken zusammengenommen so, dass auch Videos auf neuen Accounts schnell extrem viele Menschen erreichen können. Das Video muss in der ersten Runde nur zufällig von ein paar Leuten gesehen und gemocht werden, damit es in der nächsten Runde an mehr Leute mit denselben Vorlieben ausgestrahlt werden kann. Jedes Video, das gut gemacht ist und einem Teil der TikTok-Nutzer gefallen könnte, findet somit sein Zielpublikum automatisch. Und dieses kann mehrere hunderttausend oder sogar Millionen Zuschauer umfassen.

Was sämtliche Plattformen jedoch eint, ist die Zensur rechter und patriotischer Inhalte. Wie zeigt sich das auf TikTok?

Eric Engelhardt, Vorsitzender der Jungen Alternative Thüringen, hatte mit seinem ersten TikTok-Video direkt 250.000 Views. Darin sprach er von der Identität als Deutscher und wie schnell man als rechtsextrem abgestempelt wird, wenn man diese Identität bejaht. Als JA-Vorsitzender in Thüringen kann Eric dies sehr authentisch rüberbringen, weshalb das Video gut ankam. Auch sein zweites Video war erfolgreich und erreichte in den ersten 90 Minuten 30.000 Views. Erfahrungsgemäß bedeutet dies, dass auch dieses Video über Nacht in die Hunderttausende gegangen wäre. Doch dann schlug die TikTok-Zensur zu und sperrte das Video. Das dritte Video wurde dann gar nicht mehr vom Algorithmus zugelassen. Wir erhielten eine Meldung, dass es einfach nicht ausgespielt wird, weil es angeblich gegen die Richtlinien verstoßen würde. Dies ist aber eine völlig durchsichtige Lüge, denn die Plattform ist voll mit weitaus provokanteren Inhalten. Wir wurden offenbar gezielt eingeschränkt, weil rechte Inhalte kein großes Publikum erreichen dürfen.

Unlängst hast du darum eine „Guerilla-Offensive“ auf der Plattform ausgerufen, um die Zensur auf TikTok effektiv zu umgehen. Wie funktioniert diese Methode?

Die Strategie funktioniert einfach: Eric produziert weiterhin Videos mit meiner Viralitäts-Methode, wir laden sie aber nicht auf seinen eigenen TikTok-Kanal, sondern in eine große Telegram-Gruppe. Dort sind bereits über 650 Mitglieder, die die Videos dann gemäß meiner Anleitung etwas verändern und auf eigenen TikTok-Konten hochladen. Weil jeweils das erste Video eines Kanals bereits viral gehen kann, werden wir so die Plattform mit Videos von Eric Engelhardt und anderen rechten Influencern fluten, selbst wenn diese zensiert werden. In der Vergangenheit haben bereits kontroverse Figuren wie Andrew Tate diese Methode angewandt, um sichtbar zu bleiben, obwohl TikTok sie unsichtbar machen will. Die Methode funktioniert also mit Sicherheit. Und wir haben bereits Erfolge gesehen. Ein erstes Video eines Guerilla-Mitstreiters erreichte fast 300.000 Views, bevor es gesperrt wurde. Andere Videos gingen in die Zehntausende. Je mehr Leute mitmachen und die Anweisungen im Kanal befolgen, desto besser werden auch die Ergebnisse. Und selbst wenn die Videos dann gesperrt werden, haben wir trotzdem die jugendlichen Zuschauer erreicht. Erics Name und sein Gesicht werden bekannt werden als erster wirklicher JA-Influencer auf TikTok. Und danach werden wir weitere rechte Figuren aufbauen: Politiker, JAler und Aktivisten. Wenn wir die Zensur einmal knacken, können wir sie immer wieder knacken.

Eine besondere Sorge des Systems ist der Einfluss der AfD auf junge Menschen. Tatsächlich konnte die Partei in den jungen Altersgruppen in den letzten Jahren massive Zugewinne verzeichnen. Wird die deutsche Jugend rechts? Und welche Rolle spielt dabei TikTok?

Auf TikTok zählt vor allem eins: Authentizität. Wer eine Rolle vorspielt, wird schnell als „Fake“ erkannt und lächerlich gemacht. Wer aber authentisch er selbst ist und dabei den Nerv der Zeit trifft, der kommt gut an und erreicht hunderttausende Zuschauer. Das ist das ganze Geheimnis der Plattform, mehr steckt im Grunde nicht dahinter. Aber genau hier liegt auch der Knackpunkt, warum rechte Inhalte auf TikTok so gut funktionieren: Die Realität liegt schlicht und ergreifend näher an der rechten Weltanschauung als an der linken. Das klingt für manche abstrakt, aber man kann es leicht erklären: Auf TikTok werden beispielsweise ethnische Konflikte zwischen verschiedenen Migrantengruppen offen ausgetragen. Kurden, Türken, Tschetschenen, Libanesen und andere ethnische Gruppen haben ihre jeweils eigenen Influencer, die sich dort teilweise bekämpfen oder auch miteinander Frieden schließen. Rapper und Influencer aus der Musikszene spielen ebenso eine große Rolle.
Jugendliche, die das sehen, wissen dann auch, wie die Realität in der multikulturellen Gesellschaft aussieht. Märchen von einem „Zusammenland“, in dem viele verschiedene Gruppen in bunter Gemeinschaft verschmelzen, glaubt auf TikTok keiner. Jeder weiß, dass es zwischen den verschiedenen Gruppen häufig Konflikte gibt.
Dies ist nur ein Beispiel von vielen. Kurz und bündig zusammengefasst kann man sagen, dass TikTok dem Volk eine Möglichkeit gibt, seine Lebensrealität öffentlich zu dokumentieren. Diese Realität entspricht einfach nicht den linken Märchen, die in den alten Medien verbreitet werden, aber sie entspricht umso mehr dem Weltbild der Rechten. Darum erscheint es von außen so, als wäre TikTok rechts.

Unter dem Hashtag „ReclaimTikTok“ versammelt das System als Reaktion linke Influencer, um die rechte Offensive zu bremsen – ernstzunehmende Gefahr oder hoffnungslose Verzweiflungstat?

Es ist relativ lächerlich und wird eher keinen großen Effekt erzielen. Wie bereits der „Hasthag #Zusammenland“, den niemand gepostet hat, wird auch niemand bei „ReclaimTikTok“ mitmachen, der nicht dafür bezahlt wird. Die Methode, die dahinter steckt, wird auf Englisch als „Astroturfing“ bezeichnet: Durch den Einsatz großer Ressourcen soll der Effekt einer Graswurzelbewegung simuliert werden. Aber das Ergebnis ist meist vorhersehbar peinlich und interessiert niemanden. Die Strategie kann gar nicht aufgehen, weil sie eine Art Problembewusstsein bei der Masse der Zuschauer voraussetzt, die sich darüber aufregen soll, dass TikTok angeblich von Rechten unterwandert worden ist. Die meisten nehmen das aber in dieser Form gar nicht wahr: Sie gucken einfach weiterhin ihre Inhalte, und da finden sich vielleicht ein paar AfD-Videos neben Musik, Sketchen und anderem Unterhaltungscontent. Jetzt versucht man mit Zwang, eine explizit linke politische Agenda dazwischen zu schieben. Das wird von den meisten Zuschauern eher als eine Art Belästigung wahrgenommen, so wie früher eine störende Werbepause im Fernsehen. Die einzigen, die sich für diese Aktion begeistern, werden diejenigen sein, die schon jetzt linke Inhalte schauen. Das ist aber die Minderheit. Hinter dem ganzen steckt wahrscheinlich eine schlaue Social Media-Agentur, die sich einen großen Staatsauftrag gesichert hat. Einen echten Effekt werden sie damit nicht erzielen.

Warum ist es wichtig, dass nicht nur Politiker und Funktionäre, sondern wesentlich mehr Menschen auf TikTok aktiv werden? Und wie können diese dort erfolgreich werden und rechten Botschaften zum Durchbruch verhelfen?

Im Grunde sollte jeder Rechte, der mit Namen und Gesicht an die Öffentlichkeit geht, einmal TikTok zumindest ausprobieren. Denn es gibt eigentlich kein Risiko: Wenn die Videos nicht gut ankommen, wird sie einfach niemand sehen und sie gehen im Algorithmus unter. Wenn sie jedoch gut ankommen, können sie Hunderttausende erreichen. Also gibt es nichts zu verlieren, außer das, was man sowieso als Rechter in der Öffentlichkeit riskiert.
Wie man dort wirklich erfolgreich wird, kann ich jedem in einer Stunde beibringen. Es ist nicht besonders schwer, sobald man die Grundprinzipien verstanden hat. Ich führe aktuell kostenlose TikTok-Workshops mit JAlern und AfD-Politikern durch. Leser des Heimatkuriers, die an einem solchen Workshop teilnehmen wollen, können mich einfach auf Twitter kontaktieren.

Abschließend: Wie sehen deine weiteren Pläne in den sozialen Medien aus? Welches Potenzial gibt es und welche Vision hast du?

Wir werden mit der TikTok-Guerilla auf jeden Fall weiter daran arbeiten, die Zensur zu knacken. Wenn genug Leute mitmachen und dezentral virale Videos hochladen, kann TikTok nichts dagegen unternehmen. Also ist es nur eine Frage davon, wie viele Leute wir zum Mitmachen bewegen können, und wie gut das Videomaterial ist, dass wir ihnen zur Verfügung stellen. An beidem arbeiten wir aktuell mit Hochdruck, und die ersten Erfolge geben uns recht. In Zukunft werden wir dann diejenigen sein, die nicht nur einen neuen rechten Influencer auf Knopfdruck bekannt machen können, sondern auch jederzeit die Zensurmechanismen ausdribbeln können.
Abgesehen davon empfehle ich jedem, der nun mit dem Gedanken spielt, es einfach mal selbst auszuprobieren. Ich arbeite hinter den Kulissen an einigen spannenden neuen TikTok-Kanälen und bin weiterhin für Anfragen offen. Es muss nicht immer um Realpolitik oder solche schweren Themen gehen, sondern es gibt auch Platz für rechte Sport-, Geschichts-, Männlichkeits-, Weiblichkeits-, Lifestyle- und alle anderen Themen. Die beste Zeit, mit TikTok anzufangen, ist genau jetzt. Und mit der richtigen Unterstützung kann es in sehr kurzer Zeit sehr durch die Decke gehen.

Lieber Erik, herzlichen Dank für das Gespräch!

UNTERSTÜTZEN

Konsequente Berichterstattung und kompromisslose Aufklärung gibt es in Zeiten wie diesen nicht geschenkt. Nur mit Ihrer Unterstützung hat der Heimatkurier eine langfristige Zukunft. Unterstützen Sie unsere Arbeit mit einer Fördermitgliedschaft oder einer einmaligen Spende:

DIE ZENSUR KANN UNS JEDERZEIT TREFFEN.
Tragen Sie sich daher in unseren Rundbrief ein, um sicher informiert zu bleiben.
Einmal wöchentlich fassen wir darin die politische Lage exklusiv für Sie zusammen - nicht verpassen!
Ich akzeptiere die Datenschutzerklärung
DER HEIMATKURIER SAGT DANKE
Seit unserer Kontokündigung hat uns eine überwältigende Welle der Solidarität erreicht. Unzählige Leser haben den Heimatkurier mit einer Spende unterstützt.
Bitte setzen Sie diese Unterstützung fort, damit wir unsere Arbeit fortführen können. Eine patriotische Gegenöffentlichkeit ist wichtiger denn je.