DHL liefert wieder ins Duisburger Problemhochhaus „Weißer Riese“. Das Überbleibsel des Wohnparks Hochheide ist für die Stadt Duisburg ein Problem und für die Anwohner die Hölle. Doch aus rechtlichen Gründen kann die Stadt das Gebäude weder loswerden noch kann sie es erneuern. Ein Blick in ein Brennglas der Bundesrepublik.
Im Wohnpark Hochheide, einem sozialen Brennpunkt der Stadt Duisburg, treffen altbundesrepublikanische Korruption auf die sozialen Schäden der jüngsten Masseneinwanderung. Die ursprünglich sechs Hochhäuser wurden von dem Bauunternehmer und SPD-Mitglied Josef Kun errichtet, dessen skandalträchtiger Bankrott und die darauffolgende Verurteilung wegen Bestechung in den 70ern bundesweit für Schlagzeilen sorgten.
Die Weißen Riesen
Die „Weißen Riesen“ nannte der Volksmund die ursprünglich sechs Hochhäuser. Drei davon wurden inzwischen wieder abgerissen. Eines, die Ottostraße 58–64, ist seit Jahren berüchtigt für Clankriminalität, Verwahrlosung und Vermüllung. Kakerlaken überall, Fäkalien im Treppenhaus. Einige der Bewohner betrachten es als angemessene Form der Müllentsorgung, ihre Abfälle einfach aus dem Fenster zu schmeißen.
Erst liefert DHL nicht mehr, dann nur noch mit Sicherheitsdienst
Im April dieses Jahres weigerte sich DHL schließlich, das Wohnhaus weiterhin zu beliefern. Der Grund war nicht die ekelhafte Verwahrlosung oder die allgemeine Kriminalitätsanfälligkeit, sondern die Tatsache, dass einige Bewohner gezielt den Postboten bedrohen, um ihm die Pakete abzunehmen. Diese Art der Clankriminalität im Kleinen ist im Weißen Riesen eine lokale Spielart des organisierten Verbrechens. Inzwischen liefert DHL wieder, aber nur noch in Begleitung eines Sicherheitsdienstes und das auch nur an zwei Tagen die Woche.
Duisburg wird den Weißen Riesen nicht los
Die Situation im Weißen Riesen ist symbolisch für viele Probleme in der Bundesrepublik. Die Bewohnerschaft des Hochhauses besteht keineswegs nur aus Asozialen und Verbrechern, aber aus genug Asozialen und Verbrechern. Und die wird man nicht los. Der parlamentarische Staatssekretär im Bundesinnenministerium und Bundestagsabgeordnete für Duisburg, Mahmut Özdemir (SPD), erklärte kürzlich gegenüber der WELT, man müsse „solche Wohnstrukturen Vermietern, die nicht verantwortungsvoll damit umgehen, Eigentümern, die nicht verantwortungsvoll mit ihrem Eigentum umgehen, eben aus der Hand nehmen und abreißen“. Doch diese Tirade gegen verantwortungslose Vermieter und Eigentümer verdeckt die Natur des Problems:
120 Eigentümer, doch das Problem sind Asoziale und Verbrecher
Dieses Wohnhaus ist durch Verkauf der einzelnen Wohnungen inzwischen auf um die 120 Eigentümer aufgeteilt. Manche vermieten, andere wohnen selbst dort. Mancher Vermieter wird sich wohl schlecht um seine Wohnung kümmern, andere nicht. Diejenigen Bewohner des Weißen Riesen, die selbst Eigentümer ihrer Wohnungen sind, dürften von allen auch wohl die geringsten Probleme verursachen und leiden selbst oft am härtesten unter der Situation. Diese Menschen zu enteignen, wie das Özdemir kaum verhohlen fordert, letztlich weil andere ihre Nachbarschaft ruinieren, verstieße gegen alles Recht. Was der Staat in dieser Hinsicht tatsächlich tun sollte, ist, die Asozialen und Kriminellen aus dem Haus zu schaffen, doch dazu ist er gar nicht in der Lage. Anders als die Eigentümer der einzelnen Wohnungen haben diese nichts, was sich konfiszieren ließe. Und wenn man sie hinauswürfe, dann würden sie ja einfach woanders hingehen und dort dieselben Zustände schaffen. Was der Staat hier tun kann, ist was Ina Scharrenbach, CDU-Bauministerin von NRW fordert: Die Armutsmigration zu unterbinden. Das kann aber nur der Bund. Nicht das Land NRW und erst recht nicht die Stadt Duisburg. Die betroffenen Kommunen können die Probleme bestenfalls verwalten.