22. Februar 2023

„Cop & Che“: Fragwürdiges TikTok-Format der Wiener Polizei mit Antifa-Nähe
Symbolbild / Fotomontage

„Polizist und Tschetschene gehen auf TikTok viral!“ titelten unlängst mehrere Mainstream-Medien. Dahinter verbirgt sich ein zunächst harmlos wirkendes Format, durch das sich die Polizei einen besseren Zugang zu migrantischen Randgruppen erhofft. Doch ein genauerer Blick zeigt: Nicht nur der tschetschenische Hauptdarsteller, sondern auch zwei wichtige Akteure im Hintergrund weisen eine auffällige Nähe zum linksextremen Antifa-Milieu in Wien auf.

Eine Recherche von Alexander Schneider

Die Videos des 23-jährigen Tschetschenen Ahmad und des „Grätzelpolizisten“ Uwe Schaffer erreichen aktuell nicht nur auf TikTok hunderttausende Aufrufe. In den vergangenen Wochen wurde das von der Wiener Polizei unterstützte Projekt, durch das man sich einen besseren Zugang zu migrantischen Randgruppen erhofft, von zahlreichen Mainstream-Medien aufgegriffen und thematisiert. Das Konzept des medial bejubelten Formats ist simpel: „Che“ Ahmad stellt Fragen aus den Kommentaren, „Cop“ Uwe beantwortet sie. Gedreht werden die Videos passenderweise in der Millennium City im 20. Wiener Gemeindebezirk – berüchtigt für seinen hohen Migrantenanteil. Die Videos wirken zunächst etwas erzwungen und zuweilen unfreiwillig komisch, aber im Grunde harmlos. Ein genauerer Blick zeigt jedoch: Nicht nur Hauptdarsteller Ahmad, sondern auch zwei wesentliche Akteure im Hintergrund weisen eine bedenkliche Nähe zum linksextremen Wiener Antifa-Milieu auf.

Selbsternannter „Dschihadismus“-Experte

Einer dieser Verantwortlichen im Hintergrund ist Fabian R.. Er arbeitet als Sozialarbeiter bei der Beratungsstelle Extremismus im Bereich der Ausstiegs- und Distanzierungsarbeit. Laut „Profil“ begleitet er das Projekt bereits „von Anfang an”. Tatsächlich ist er am Ende eines Berichts von „Wien Heute“ im schwarzen Trainingsanzug mit Klemmbrett zu sehen. Die Aufnahmen des ORF zeigen – neben dem „Grätzelpolizisten“ Uwe – außerdem den Fotografen Christoph G. sowie den Social-Media-Beauftragten der LPD Wien, Dominik Grabner. Anfang des Jahres 2022 veröffentlichte Fabian R. ein Buch zum „Dschihadismus“ und gilt seither in linksalternativen Kreisen als „Experte“ zum Thema. Der entsprechende Instagram-Account, mit dem er das Buch bewirbt („diewuetenden”), lässt sich eindeutig dem Antifa-Milieu zuordnen.

So hat Fabian R. damit etwa Beiträge der Autonomen Antifa Wien geliked, in denen aufgefordert wird, die Polizei „schlecht zu reden“ und die mit dem Hashtag „#scheißKiwarei“ versehen sind. Das dürfte erklären, warum ihm ein Artikel mit der Schlagzeile „Kiberer als Hawara“ laut einer Instagram-Story ein „bissi weh tut”. In diversen Interviews, in denen er auf Integrationsprobleme und Migrantengewalt angesprochen wird, lenkt er die Aufmerksamkeit stets auf „Polizeigewalt“ – so auch im Fall der Halloweenkrawalle in Linz, die er gegenüber dem linken Magazin „ZackZack“ als „Protest“ und „Versammlung“ verharmlost. Aktuell fischt er vor allem nach Sympathien in der tschetschenischen Community und verbindet das mit seiner politischen Programmatik. So setzt er sich etwa für die Gewährung von Asyl für tschetschenische Kriegsdienstverweigerer und gegen Abschiebungen nach Russland ein.

Ideologisch dürfte ihn die kommunistische Vision eines „migrantischen Proletariats“, das sich gegen die österreichische Mehrheitsgesellschaft verbündet, faszinieren. In einem Beitrag zu einer Reportage, die die Bandenkriege zwischen Afghanen und Tschetschenen – hier verklärend als „Bruderkrieg“ bezeichnet – thematisiert, zitiert er den marxistischen, anti-kolonialen Aktivisten Frantz Fanon. Der Konflikt sei in den Augen des Sozialarbeiters eine Fortsetzung des „europäischen Kolonialismus”, der die Welt in „Wir“ und die „Anderen“ geteilt hätte. In anderen Worten: Die Schuld dafür, dass sich Afghanen und Tschetschenen auf Wiens Straßen bekriegen, tragen die einheimischen Österreicher. Ein Projekt zur Versöhnung zwischen kurdischen und türkischen Migranten („Lasst Brüder nicht kämpfen”) weist dieselbe Tendenz auf. Subtile Verweise auf den „La Haine“ (spielt in Pariser Banlieues) und das stark subkulturell-linksalternativ geprägte Verständnis seiner „Sozialarbeit“ fügen sich nahtlos in dieses Bild ein.

Zuständiger Fotograf will Polizei abschaffen

Doch Fabian R. ist nicht der einzige Akteur mit einer Affinität zu linksradikaler Politik. Wie anhand des Berichts von „Wien Heute“ und entsprechenden Instagram-Postings zu erkennen ist, werden die Videos für das Projekt von Christopher G. gefilmt und bearbeitet. Er ist als freier Fotograf in Wien tätig und macht in dieser Funktion nicht nur Fotos für Wiener Fußballvereine oder die linke Aktivistin Natascha Strobl, sondern auch für diverse linksextreme Antifa-Gruppierungen. Seine Fotos werden von diesen mit Quellenvermerk geteilt und – mutmaßlich mit Einverständnis des Fotografen – für Propaganda- und Werbezwecke genutzt.

Er selbst schwadroniert auf Instagram vom „Klassenkampf“ (Fabian R. gefällt das), war bei den linksextremen Ausschreitungen im Klima-Protestcamp Lützerath als Fotograf anwesend und teilt auf seinem öffentlichen Profil auch gerne Fotos von Antifa-Ausschreitungen und Gewalt gegen Polizisten, unter anderem mit dem Hashtag „#happy“. Auf Twitter beschwert er sich regelmäßig über die „Bullen“ und wirft ihnen in typisch antifaschistischer Manier vor, Faschos zu schützen. Angesichts der Polizeieinsätze bei Klimablockaden fragt sich G. aktuell, ob es nicht besser wäre, die Polizei einfach abzuschaffen. Wir fragen uns, ob er diese Frage schon einmal dem „Grätzelpolizisten“ Uwe gestellt hat – eventuell eine Idee für ein neues Format?

https://twitter.com/tschoka23/status/1627725823401766912

Der Hauptdarsteller: „Che“ Ahmad

Initiator und Hauptdarsteller des TikTok-Formats ist schließlich der 23-jährige Tschetschene Ahmad. Sein Kontakt zum „Grätzelpolizisten“ Uwe Schaffer ist laut Eigenaussage bei einer Diskussionsrunde zwischen Polizisten und Tschetschenen entstanden. Gemeinsam war man auf der Suche nach einem Weg, migrantische Jugendliche besser zu erreichen. Den wenig kreativen Vorschlag eines Schachturniers lehnte er ab, stattdessen schlug er vor, etwas auf Social Media, insbesondere TikTok, zu machen. Uwe war davon beeindruckt und der Rest ist Geschichte. Zunächst startete man das Projekt ohne die Genehmigung der LPD Wien. Diese erteilte ihren Segen laut Medienberichten erst nach den sichtbaren Anfangserfolgen – offensichtlich ohne sich über die Hintergründe der Beteiligten zu informieren.

Denn auch der 23-jährige Tschetschene hatte zumindest in der Vergangenheit lose Kontakte in die linksextreme Szene. In den Jahren 2020 und 2021 interagierte er auf Instagram intensiv mit dem Account der „migrantifawien”, die sich als „Zusammenschluss von Antifaschist*innen mit Migrations-/Rassismuserfahrungen in Wien“ versteht. Er kommentierte zahlreiche Beiträge, die sich explizit gegen die Polizei richten, bezeichnete Polizisten im Einsatz als „Schlümpfe“ und bedankte sich für die linksextreme Unterstützung einer Demo der tschetschenischen Community vor dem Wiener Landesgericht. In diesem Kontext ist eine aktuelle Passage aus einem der Videos interessant: Ahmad liest darin die Frage “Wie kann ich meine couzengs schwarz nach Europa holen” vor. Nach der Antwort des Polizisten grinst er in die Kamera und sagt “Also Refugees Welcome Leute. Bruder schreib mir ne private Nachricht, ich hab da paar Infos für dich.

Ob es sich bei dem jungen Tschetschenen um einen politischen Überzeugungstäter handelt, sei an dieser Stelle bezweifelt. Viel näher liegt die Interpretation eines vorübergehenden „Zweckbündnisses“ im Stile einer radikalisierten Form der ethnischen Wahl. Doch das ändert nichts an der in der Vergangenheit gemeinsam und öffentlich zur Schau gestellten Ablehnung der Polizei.

Wiener Polizei in Erklärungsnot

Unsere Recherche zeigt deutlich: Die LPD Wien ist in Erklärungsnot. Das von Medien und Journalisten bejubelte TikTok-Format entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als ein Produkt linksradikaler Akteure, die ihre politische Gesinnung und ideologisch-motivierte Ablehnung der Polizei öffentlich und unverhohlen zur Schau stellen. Wir haben die Pressestelle der LPD Wien daher gebeten, folgende Fragen zu beantworten:

  • 1) Waren den verantwortlichen Stellen der LPD Wien diese Hintergründe bereits bekannt? Falls ja, wieso hat man daraus bislang keine Konsequenzen gezogen? Falls nein, wieso hat man zu den Hintergründen der Beteiligten nicht selbst recherchiert?
  • 2) Welche Konsequenzen werden die zuständigen Stellen der LPD Wien angesichts dieser linksextremen Verbindungen für die Unterstützung und Genehmigung des Formats ziehen?
  • 3) Wie rechtfertigen die zuständigen Stellen der LPD angesichts des politischen Hintergrunds der Akteure die fortwährende Unterstützung des Formats vor den zahlreichen Kollegen, die im Einsatz regelmäßig von linksextremen Akteuren attackiert und verunglimpft werden?
  • 4) Welchen Effekt erhofften sich die verantwortlichen Stellen der LPD Wien ursprünglich von diesem Projekt? Könnte der damit beabsichtigte Zugang zu migrantischen Randgruppen nicht auf Kosten des allgemeinen Vertrauens in die Polizeibehörden gehen?

Bislang haben wir auf unsere Anfrage noch keine Antwort erhalten. Wir sind allerdings davon überzeugt, dass wir nach der Veröffentlichung dieser Recherche nicht die einzigen sein werden, die Fragen haben. Den Lesern dieses Artikels sei es freigestellt, der Landespolizeidirektion Wien ihre Meinung zu diesem Format an folgende Kontaktadresse zu schicken: LPD-W@polizei.gv.at

Anmerkung: Alle Behauptungen, die in diesem Artikel getroffen werden, können durch zahlreiche weitere Screenshots bzw. Bildschirmaufnahmen öffentlich zugänglicher Social-Media-Profile belegt werden. Aus urheberrechtlichen Gründen ist eine Einbindung einiger Aufnahmen in den Artikel nicht möglich beziehungsweise mit einem hohen juristischen (und damit finanziellen) Risiko verbunden. Aufgrund dessen wird darauf bewusst verzichtet. Alle Social-Media-Beiträge, die im Text verlinkt werden, waren zum Zeitpunkt der Veröffentlichung online. Sollten in der Zwischenzeit Beiträge gelöscht worden sein, bedauern wir das, haben darauf aber selbstverständlich keinen Einfluss.

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